Stef Bos Interviews

„Was du sagst, bist du selber“

von Eline Verburg Hilversum

 

Er blickt nicht mit Stolz darauf zurück. Aber er spricht es offen an.

Stef Bos schrieb 1989 ein Lied für den Song Contest Grand Prix Eurovision.

Seine damalige belgische Freundin Ingeborg erreichte mit Door de Wind

einen niedrigeren Platz als die Niederlande vor anderthalb Wochen.

Aber das war nicht das Schlimmste. „Es waren die Umstände drum herum.

Ich kam selbst in die Nachrichten! ‚Stef Bos schreibt Lied für Songfestival’.

Einmal und nie wieder“.

 

Populär sein ist nett. Aber wenn es, so wie seinerzeit in Belgien

„Borsatoartige Formen“ annimmt, muss ich weggehen. Reisen, in Länder

wo dich niemand kennt. „Dich selbst wiederfinden“ wie er es nennt.

 

Vorigen Monat erschien die achte CD des Sängers der gefühlvollen

Chansons „Dunkel und Hell“. Und es gibt gute Neuigkeiten:

Stef Bos , der Veenendaler, der schon sechzehn Jahre in Belgien wohnt,

sehnt sich immer mehr nach den Niederlanden zurück. Vor allem, weil er

die „Klippe von vierzig“ gerundet hat („und ich vermisse Albert Heijn“).

 

Die neue CD klingt wieder so wie von jeher. Mit schöner Akkordeonmusik

und poetischen Texten. Die afrikanischen Melodien seiner vorigen CD

Von Mpumalanga bis zum Kap sind in den Hintergrund getreten.

„Ich will mich weiter entwickeln und das mache ich mit Gefühl“. Man muß

in diesem Fach aufpassen, dass man sich nicht von Eitelkeiten leiten lässt.

In den Niederlanden sind die Menschen in den vergangenen Jahren mit

mir gewachsen. Von Papa bis zu dem was ich jetzt mache. Obwohl,

während der letzten Theatertour kam ein Mann auf Stef Bos zu,

der verärgert fragte, warum so wenig afrikanische Musik gespielt wird.

Bos: „Nun ja, ich bin natürlich keine Jukebox. Das habe ich auch erklärt.

Vielleicht ist es so, je mehr du reist, je mehr sehnst du dich zurück zu

deinen Wurzeln. 

 

Anderen Kulturen begegnen ist schön, aber es ist ein Irrtum, dass du

alle Kulturen verschmelzen kannst. Es ist eher interessant zu betrachten,

worin man sich unterscheidet.

 

Während seine Lieder oft voll sind von Wehmut und Melancholie,

ist Stef Bos ein fröhlicher, optimistischer Gesprächspartner. „Ja, das

ist die Ironie, nicht?“ lacht er. „Ich bin von Natur aus fröhlich“.

Aber ich schreibe Lieder über meine Gefühle ganz tief in mir.

In diesem Sinn sind meine Texte sehr persönlich.Ich versuche aber immer

etwas reinzulegen, wo andere etwas von haben“.

 

Betrachtet man die Niederländischsprachige Tradition, fühlt Stef Bos sich 

am Meisten bei Boudewijn de Groot, Ramses Shaffy und Frank Boeijen zu

Hause. Menschen wie Frank Boeijen nennen es „die Poesie in die

Hitparaden schmuggeln“.  

 

Musik ist Kunst und Kunst muss bewegen, findet Bos.

„Dunkel und Hell“ kennt wieder viele dieser Momente, mit Liedern wie

„Die Einsamkeit, das Jenseits, Verstummt in Stein" und dem Bonustrack

„Ich vermisse dich“. Es ist wichtig, das du ein gutes Gleichgewicht findest.

Es ist wichtig, das du einen guten Formgeber hast, mit einer Idee und der

Notwendigkeit etwas zu erzählen. Leider ist Kunst Dank des links-

intellektuellen Denkens der 70er Jahre in einem eisernen Turm gelandet.

Menschen, die sich mit Kunst beschäftigen, sind manchmal so furchtbar

arrogant. Da unterschätzt man das Publikum, finde ich.

 

Die Erinnerung, das er selbst einmal durch einen Rezensenten

der „prätentiösen Düsterheit“ bezichtigt wurde, bringt ihn sichtbar

aus der Fassung. „Prätentiös? Wenn ich etwas in meinem Leben

gelernt habe, dann ist das, so wahrhaftig wie möglich zu sein.

Prätentiös.... Wer sagt das?

So eine Anmerkung sagt mehr über diese Person, als über meine Musik.

In der Schule lernte ich so ein Sprichwort ‚Was du sagst, bist du selber’.

Das gilt für mich noch immer. Ich suche nach der Wahrheit. Die kannst du

niemals finden, aber manchmal kommst du ihr sehr nahe.“ 

 

Das Verlangen nach Authentizität kommt auf der CD vor allem

in dem Lied „Chronik eines Dorfes“, zum Ausdruck.

Man denkt an „Das Dorf“ von Wim Sonneveld. „Das schrieb ich auf

meinem Hotelzimmer, als ich auf Kreta in Urlaub war“. erzählt Bos.

„Das ist ein Dorf, dass ich, viele rieten mir dazu, unbedingt besuchen sollte.

Es sollte so unberührt vom Tourismus sein. Es war enttäuschend mit den

Hotels und den Scheinwerfern, die dich in die Disco locken sollten.

 

Veröffentlicht in der niederländischen Zeitung Sp!ts

Donnerstag 05. Juni 2003

©Übersetzung: Peter Mioch

Niemandsland-Homepage: http://www.stefbos.nl/

Liedtexte in deutscher Übersetzung:

©2003-2006 Translation by : Christel J Stefariel Peter Mioch